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Burg Geschichte

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Alter und historische Bedeutung des Ortes Antweiler sind durch die Bebauung seit 1950 fast zur Gänze unkenntlich geworden; von den ehemals zwei Wasserburgen ist die sogenannte Unterburg in gutem Bauzustand, während die Oberburg bis auf die Mauerreste und einen Eckturm zwecks Neubau einer Raiffeisenbank abgebrochen wurde.

Adlige Herrschaft und Burgbau in Antweiler beruhten wie so oft auf der Verwaltung geistlichen Besitzes durch adelige Vögte, die es verstanden, im Verlaufe des Mittelalters aus dem ihnen zum Schutz und Bewahrung anvertrauten Gut weitreichende eigene Herrschaftsrechte abzuleiten.

1002 wird Grundbesitz in Antweiler vom Kölner Erzbischof Heribert der Abtei Deutz geschenkt, 1009 auch die Kirche. 1250 hat auch die Bonner Dietkirche hier Besitz und Rechte, unter anderem die Pfarrei. Beide Stifte unterhielten in Antweiler Erbvogteien, deren adelige Inhaber sich auf dieser Grundlage zu Ortsherren, später gar zu Unterherren hocharbeiten konnten und sich nach Antweiler benannten. 1345 wird Dietrich von Antweiler als Ledigmann des Grafen von Jülich genannt, also als ein vom Landesherren Abhängiger, der von ihm die Verfügungsgewalt über Burg und Vorburg, hohes und niederes Gericht am Ort erhalten hatte. Dieses Abhängigkeitsverhältnis entsprach weniger einem Lehen als einer Art Erbpacht; hieraus scheint sich die Antweiler Unterherrschaft entwickelt zu haben, um deren Oberhoheit Jülich und Köln dauerhaft im Streit lagen. Im frühen 15. Jahrhundert war Otto von Metternich (mit dem Muschelwappen) der Erbtvogt von Antweiler, dannach sein Sohn Johann und dessen Sohn Karl, Herr zu Zievel. Dieser verkaufte Burg und Erbvogtei an seinen Schwager Johann von Ahr, offenbar im Jahre 1488 (Eiks, Archiv, U 37). Damit saßen die von Ahr als Unterherren und Erbtvögte der Deutzer wie der Dietkirchener Vogtei auf der Unterburg und verfügten faktisch über die lokale Regierungsgewalt.

Anfang des 16. Jahrhunderts fand zwischen Johann und Dietrich von Ahr eine Erbteilung statt, anläßlich derer die Oberburg als Sitz der jüngeren Linie errichtet wurde – vergleichbar den Erbteilungen in Nettersheim und Kleinbüllesheim, die ebenfalls einen zweiten Burgbau zur Folge hatten. Zur Oberburg gehörte seitdem die Deutzer Vogtei, zur Unterburg die einträglichere Dietkirchener Vogtei, der Status der Unterherrschaft und der größere Teil des Grundbesitzes.

1555 wurde der Unterburgbesitz als Jülicher Lehen vergeben, d.h. die mittelalterliche Sonderstellung des Ledigmannes war vom üblichen, gesellschaftlich höher bewerteten Lehensverhältnis abgelöst worden. Noch im 16. Jahrhundert erheiratete Michael von Eynatten die Unterburgherrschaft; seine Nachkommen verkauften sie 1708 an den Kölner Domherrn Johann Arnold von Reux, der, wegen seines geistlichen Standes ohne legale Erben, mit seiner verheirateten Schwester zusammen belehnt wurde. 1716 kam die abgetrennte Deutzer Vogtei zur Unterburg zurück, die damit gegenüber der Oberburg eindeutig an Übergewicht bekam.

1748 starb der Domherr; sein Schwager, Geheimrat (von) Lapp, war nun alleiniger Inhaber. Johann Melchior von Solemacher zu Namedy heiratete die Erbtochter im Jahre 1765.

Nach dem Verlust ihrer Herrschaftsrechte 1794 bewirtschafteten die von Solemacher die Unterburg im 19. Jahrhundert als landtagsfähiges Rittergut in Preußen weiter, durften sich seit 1854 von Solemacher-Antweiler nennen und wurden 1861 in den preußischen Freiherrenstand erhoben. Nachdem Friedrich Freiherr von Solemacher-Antweiler, Schlosshauptmann von Brühl und königlich preußischer Kammerherr, 1876 auf Lebenszeit in das preußische Herrenhaus berufen worden war, erwarb er als neuen repräsentativen Sitz im Rheinland 1877 das benachbarte Schloss Wachendorf.

Das seit dem 18. Jarhundert von der Herrschaft unbenutzte und infolgedessen sehr verfallene Herrenhaus zu Antweiler ist erst mit dem erblichen Übergang an Max Freiherr Raitz von Frentz, vom bloßen Pachthof wieder zu einem Wohnsitz geworden, und der übriggebliebene Flügel des Herrenhauses wurde wiederhergestellt.

Die heute durch Mauern verbundenen Gebäudegruppen lassen die ehemalige zweiteilige Wasserburg bei genauem Hinsehen durchaus noch erkennen: Die Wassergräben sind wenigstens seit dem 18. Jahrhundert trocken bzw. eingeebnet und haben im umgebenden Gelände kaum Spuren hinterlassen. Der für die Wasserversorgung genutzte Krebsbach zeichnete sich schon lange durch höchst unzuverlässige Wasserführung aus und versiegte ohne dauerhafte Pflege schließlich ganz. Die zum Dorf gelegene Vorburg hat nur im Außenmauerwerk mittelalterliche Substanz bewahrt; das Bruchsteinmauerwerk steht auf zum Teil mächtigen Sandsteinblöcken und kann dem ältesten Bau des 14. Jahrhunderts zugeordnet werden. Die merkwürdige Zufahrt über die Südostecke entspricht nicht mittelalterlichen Gepflogenheiten, scheint aber an dieser Stelle alt zu sein und wurde offenbar seit dem 18. Jahrhundert erheblich vereinfacht und mit einer Fachwerkkonstruktion überbaut. Das Wohnhaus der Vorburg ist nach Ausweis der Maueranker 1728 errichtet worden und lehnt sich an die alte Vorburgwehrmauer an; die übrigen Wirtschaftsbauten im Vorburghof sind modern.

Die Hauptburg umfasst ein ungewöhnlich großes Areal, an dessen Ostseite das Herrenhaus liegt. Vom Herrenhaus ausgehend umgeben bruchsteinerne Ringmauern von bis zu 6m Höhe die gesamte Hauptburgfläche; mehrere Viereck- und Schalentürme legen einen Vergleich mit der annähernd gleichzeitigen Anlage der Burg Zievel nahe. Gebäude leichterer Machart waren ursprünglich von innen an die Mauer angebaut und sind auf Roidkins Zeichnung sowie der Tranchotkarte erkennbar; ob die große Freifläche im Hof, heute ein gepflegter Garten, einmal ein zentrales Gebäude trug, ließe sich nur durch eine Grabung klären – Nachrichten oder alte Abbildungen gibt es hierzu nicht, aber zum Anlagetypus würde es passen. Das heutige Herrenhaus mit rundem Eckturm jedenfalls kann nicht das Hauptgebäude der mittelalterlichen Burg gewesen sein, von dem aus zwei Erbvogteien und eine Unterherrschaft regiert wurden. Zweifellos gehört das Gebäude mit seinen Außenmauern und Teilen des Dachstuhls noch der spätgotischen Bauphase an; der nicht unterkellerte zweigeschossige Bau nimmt aber nicht nur die nur die originale Tordurchfahrt auf, sondern hat auch im Innern überwiegend relativ(!) niedrige und kleine Räume, die herrschaftlichen Proportionen des frühen 16. Jahrhunderts nicht entsprechen. (Auf eine Datierung ins 16. Jahrhundert verweisen die Schlüssellochschießscharten, die Rundbogigkeit des Tores, Details der Dachkonstruktion und der viereckige Treppenturm auf der Hofseite.) Neben dem Treppenturm befindet sich der Ansatz eines weiteren Flügels, sodass es sich ursprünglich um einen Winkelbau gehandelt haben könnte. Der Eckturm mit seinem tuffsteinernen Kuppelgewölbe im untersten Geschoss ist wesentlich älter; der gesamte Wohnbau wurde im 19. Jahrhundert überarbeitet und mit neuen Fensteröffnungen versehen.

Der jetzige Eigentümer hat die funktionslos gewordene Tordurchfahrt beidseitig zugemauert und ein kleineres Portal in den Bogen gesetzt, der durch die erhaltenen Rollenlöcher für die Zugbrückenketten aber weiterhin seine ursprüngliche wehrhafte Aufgabe dokumentiert.

Quelle: Harald Herzog, Burgen und Schlösser; Geschichte und Typologie der Adelssitze im Kreis Euskirchen, Rheinland Verlag, Köln 1989

Unter Denkmalschutzauflagen restauriert, befinden sich heute 4 Wohneinheiten auf dem Gelände der Unterburg Antweiler. Behutsam auf den aktuellen Stand der Technik gebracht, bietet das Wohnen auf einer „Alten Burg“ den gleichen, wenn nicht sogar besseren Komfort als ein moderner Bau. Lehmputz, Holzdielenböden und alte Steinböden in Verbindung mit einer Fußbodenheizung bieten ein wunderbares Raumklima. Dicke Mauern kühlen im Sommer und halten im Winter warm. Beheizt wird die gesamte Burganlage mit einer Hackschnitzelheizung der Firma Heizomat. Das Hackgut zur Befeuerung kommt aus dem zur Burg gehörenden Forst und wird selbst aufgearbeitet. Zurzeit erfolgt die Strom Belieferung noch über externe Anbieter, ab 2021 wird nach und nach auf die eigenen Solaranlagen umgestellt, sodass die Burg unabhängig vom Stromnetz wird.

Burg Antweiler befindet sich in Privatbesitz und ist bewohnt. Eine Besichtigung der Innenräume ist nicht möglich, wir bitten die Privatsphäre der Bewohner zu respektieren.